Einige weitere Beispiele ...
... aus etwa 3.500 verschiedenen Pfandbriefanzeigen in rororo-Büchern, hier ohne die Grafik auf der Vorderseite.
Zum Verständnis: Manche Texte nehmen direkt Bezug auf den Inhalt des Buches, zum Beispiel auf eine Figur im Roman oder auf ein Zitat aus direkter Rede.
Auf dem Lande...
… lebt es sich billiger, wenn man's nur will. Das Hähnekrähen am Morgen erspart den Wecker, das Vogelgezwitscher den Radioapparat, die mittägliche Ruhe den Nervenarzt, die gute Luft den Urlaub, die Pilze im Walde das Delikatessengeschäft. Was die Sparsamkeit des Landlebens aber am meisten fördert, ist der relative Mangel an Versuchungen, Geld auszugeben.
In rororo 4044 Wo Milch und Whisky fließen.
Auch die Zukunft...
… sei nicht mehr das, was sie einmal war – klagte schon Paul Valéry.
Früher hatte die Zukunft nur ein „un...“: sie war ungewiss. Heute, wo es viel früher später wird als früher, ist die Zukunft mehrfach „un...“: ungewiss, unsicher, unbehaglich, unheildrohend und und und.
Was immer man brauchen mag, damit die Zukunft doch noch zur angenehmen Gegenwart wird, genügend Geld gehört dazu.
In rororo 6997 Menschheit am Wendepunkt
Die Tiere...
… machen es den Menschen mitunter vor, was „vernünftiges“ Verhalten sei. Doch gibt’s auch in der Tierwelt solche und solche. Die (menschlich betrachtet) liederliche Zikade denkt nicht im entferntesten daran, für Notzeiten vorzusorgen, während das (natürlich kluge) Eichhörnchen sogar für menschliche Vorratshaltung Pate stehen darf.
Was aber soll man von einem Degu (Octodon degus) halten, der ungeheure Speicherkammern füllt, obwohl er (in Peru) in so mildem Klima lebt, dass er Hunger nicht kennt und seine Vorräte nie im Leben aufbraucht? Ist er nicht (menschlich betrachtet) recht menschlich?
In rororo 6974 Mut zum Widerspruch
Für mich...
… ist Geld ein großes Problem, gestand Gretchen. Ein Geständnis, das schon viele abgelegt haben.
Um genau zu sein: Nicht das Geld, sondern der Mangel daran ist das Problem. Mit dem Geld ist es genau umgekehrt wie mit dem Schnupfen: Man bekommt es so schwer und wird es so leicht wieder los.
In rororo 1997 Aller Reichtum dieser
Welt
Schwitzen sei gesund...
… besagt eine alte Hausarztregel. Schade eigentlich, dass so vieles, was gesund ist, auch anstrengend ist oder wenig Spaß macht oder nicht so gut schmeckt. Wie viel angenehmer ist Faulsein als laufen, wie viel besser schmeckt ein Grog als ein Kamillentee.
Dafür ist das Gesunde gewöhnlich nicht so teuer wie das Ungesunde. Was könnten wir sparen, wenn wir gesünder lebten.
In rororo 6999 Sauna
Erinnerung verklärt...
… das ist eine der liebenswerten Erscheinungen des Gedächtnisses. Leichter als die Zukunf sieht man die Vergangenheit rosig – wenn man eine gehabt hat.
Was aber für die Liebe gelten mag, gilt nicht für alles: Mit dem Gelde etwa sollte man gerade in der Jugend sparsam umgehen, um im Alter nicht nur von der Erinnerung leben zu müssen.
In rororo 773 Colette / Freuden des Lebens
Pauker gibt es seit 1667...
… sofern man diese an sich zeitlose Erscheinung etymologisch betrachtet. Zunächst tauchten sie als Hosenpauker im Sprachschatz auf, wie Herr Nyström nachwies. Im medizinischen Sinne ist der Pauker eine Abnormität am Lehrkörper. Historisch gesehen entstand der Pauker als solcher im Jungpaläolithikum, kurz nach der Erfindung des Rohrstocks und der Ausbildung des Lehrtriebs beim Menschen.
Der Lehrtrieb zählt somit zu den ältesten sekundären Leidenschaften der Menschheit, ähnlich den Verschönerungstrieb, dem Wandertrieb, dem Singtrieb, dem Hordentrieb sowie dem Sammel- und Spartrieb. Während aber der Lehrtrieb von Anfang an Blüten trieb, blühte beispielsweise der Spartrieb erst mit der Erfindung des Pfandbriefs so richtig auf.
In rororo 874 Zur Hölle mit den Paukern
Ohne Kapital...
… sagte Mr. Calver, ohne Kapital kannst du gar nichts anfangen.
Nun, anfangen schon, denn wer kein Geld hat, hat doch wenigstens Kredit. Nur: Man kann nach wie vor nichts beenden ohne Kapital. Irgendwann muss man eben doch bezahlen. Ohne Kapital bleibt man ein Anfänger.
In rororo 4009 Junggesellentage
Erben...
… ist eine der traurigsten Arten, zu Geld zu kommen, freilich auch eine der bequemsten. Zum Glück ist Mitleid eine stärkere Regung als Faulheit. In Familien, wo es umgekehrt ist, leben die Alten gefährlich. Denn erben setzt die Buchstaben „st“ voraus. Und ungeduldige Erben sind einfach zum Schießen, oder sie werden ganz schön giftig.
Mitunter kann Geld ziemlich ungesund sein.
In rororo 2402 Ein Totenhemd aus Goldlamé
Bei einer Bar...
… bei einer Bar kriegt man Geld in die Hände, sagte Charles Zidler. Bar-Geld. Prozente durch Promille.
Aber es hängt in der Tat davon ab, auf welcher Seite der Bar man steht. Darin unterscheidet die Bar sich von der Bank, wo man auf beiden Seiten Bargeld in die Hände kriegen kann.
In rororo 4028 Moulin Rouge
Sie müssen praktisch denken...
… und sich für die Zukunft sichern, sagte Jacobo Galli, der Bankier. Bankiers pflegen über die Altersversorgung anders zu denken als Künstler. Deshalb haben Bankiers oft mehr von der Kunst als Künstler von der Bank.
Eine alte Wahrheit: Das Geld drängt eher zur Kunst als zum Künstler. Aber man muss wohl so etwas wie besessen sein, um nichts besitzen zu wollen.
In rororo 4031 Michelangelo
Wenn einer Kapital hat...
… und er legt einen andern um, dann ist er ein Kapitalverbrecher.
Wenn einer Geld hat, und er legt es nicht richtig an, dann ist das ein Verbrechen am Kapital.
In rororo 2086 Kein Schnaps für Tamara
Von Gläubigern verfolgt...
… das war vor dreihundert Jahren nicht angenehmer, als es heute ist. Die beiden Möglichkeiten des Entkommens damals: Die Schulden bezahlen oder in die Münze flüchten, wo Bedrängte unantastbar waren. Misslang beides, wurde der Säumige in den Schuldturm gesperrt – was den Gläubiger zwar nicht finanziell, aber wenigstens auf eine andere Art befriedigte.
Das beste Mittel, Verfolgungen der Gläubiger vorzubeugen, war indes damals wie heute: keine Schulden machen. Auch Daniel Defoe erkannte das, aber zu spät: Von ihm stammt ein Traktat über die Wunder, die Sparsamkeit hervorbringen kann. Er schrieb es im Schuldturm.
In Rowohlt Klassiker 45/46 Molli Flanders von Daniel Defoe
Landwirtschaft ist ein Glücksspiel...
… sagte der alte Fraser. Dass es nicht Gottes Wille war, den Ackerbau leicht zu gestalten, hat schon der alte Vergil bemerkt.
Das Wetter bleibt ein launischer Geschäftspartner, solange es Geld nicht regnet und Gold nicht im Boden wächst.
In rororo 4036 Highway
Eva und die Folgen...
… wenn die nicht wären, wie reich (an Geld) wäre Adam! Aber: Selbst die empirische These von der konjugalen Budgetrestritkion (wonach vom Tage der Hochzeit an die Mark nur noch fünfzig Pfennige wert sein soll) schreckt Adam nicht ab.
Die Neomalthusianer setzten also am falschen Trieb an, als sie ein Heilmittel gegen die Armut suchten: Sie forderten Sparsamkeit am falschen Ort.
In rororo 777/ 778/ 779 Weltgeschichte der Sexualität
Fünf Kilo Heroin...
… man nehme also fünf Kilo Heroin (woher?) und zwei Doppelzentner Milchzucker (vom Großhandel), mische sorgfältig und verkaufe die Mixtur in homö-unsympathischen Dosen. Gewinn: 3000 %, abzüglich Bestechungs- und Schweigegelder; bleiben 2600 %, abzüglich Unkosten (Munition, falsche Pässe und Bärte, Beruhigungspillen etc.); bleiben 2575 %, abzüglich Beerdigungskosten für Mitarbeiter, Witwenrenten etc.; bleiben 2300 %, abzüglich Erholungsurlaub im Nervensanatorium; bleiben 2200 %, abzüglich Gewinnabführung an diverse Gngstersyndikate; bleiben 950 %, abzüglich Verdienstausfall für zehn Jahre Knast; bleiben null Prozent, abzüglich Körper- und Seelenschaden; bleibt die Erkenntnis: sechs oder sieben Prozent redlicher Zins sind wenig, aber mehr!
In rororo 2134 Heroin für Harlem
Eine reiche Frau zu heiraten...
… sei genau so leicht wie eine arme Frau zu heiraten, meinte Thackeray. Aber was hilft es? Seit Einführung der Gleichberechtigung ist dem Manne die Verwaltung und Nutznießung des von der Frau eingebrachten Vermögens entzogen! Dem Geldgemahl bleibt heute nur der Zugewinn, er muss mit den Zinsen auskommen. Sex Prozent. Immerhin besser als nichts, denn: Wer aus Liebe ohne Geld heiratet, wird vergnügte Nächte, aber traurige Tage erleben (altes englisches Sprichwort).
In rororo 6079/80 Rechte, Pflichten und Verträge in der Ehe
Spar deinen Kies, Junge...
… du wirst dein Geld brauchen. Dafür spart man den Zaster ja: Weil man ihn eines Tages brauchen könnte. Wozu sonst sperrt man die Kröten ins Glas, als dazu, sie irgendwann wieder springen zu lassen, die Mäuse, die Piepen. Dazu sind sie da. Nur sind sie nicht immer da, wenn sie da sein sollten. Deshalb spart man die Kohlen, damit sie da sind, wenn sie da sein müssen, wozu sie da sind.
In rororo 1356-58 Liverpool 8
Arbeit sei etwas Unnatürliches...
… schrieb Anatol France einmal, allein die Faulheit sei göttlich. Aber seit jenem verhängnisvollen Obsttag im Paradies ist es aus mit der göttlichen Faulheit für uns Menschen. Der Mensch ist seither, wie Kant vermerkte, das einzige Tier, das arbeiten muss.
Wer im Paradies lebte, brauchte keine Vorsorge. Erst mit den Sorgen kam das Vorsorgen. Sparen ist also nur die Folge bitterer Erfahrungen, aber es ist auch der Versuch, den Verlust des Paradieses wenigstens zu einem kleinen Teil wettzumachen.
In rororo 6723 Wir brauchen Dich / Industriereportagen